Über gewachste Stoffe, auch als Waxed Cotton, Waxcotton oder Waxed Polycotton bezeichnet, gibt es viel Halbwissen und einige Missverständnisse. Was man von dem altbewährten Outdoorstoff, der unter verschiedenen Markennamen im Handel ist, erwarten darf, möchten wir hier einmal erklären.
Was das Wachs im Stoff bewirkt
Gewachste Stoffe erlangen ihre wasserabweisenden Eigenschaften dadurch, dass die Fasern des Gewebes mehr oder weniger stark mit Wachs versetzt werden. Die Wasser-Aufnahmefähigkeit des Stoffes wird dadurch reduziert. Wo Wachs im Gewebe ist, dringt nur noch deutlich weniger Wasser ein und die Kleidung kann nach einem Regenguss schneller trocknen. Entsprechend ist das Maß der Imprägnierung auch direkt abhängig von der Menge des Wachses im Stoff. Gleichzeitig erlaubt der gewachste Stoff aber auch – je nach Grad der Wachsung – ein gewisses Maß an Atmungsaktivität, weil er eben nicht hermetisch abdichtet, wie ein gummierter „Friesennerz“.
Eine Wachs-Imprägnierung ist eine ökologisch saubere Lösung
Wer sich für eine Wachs-Imprägnierung entscheidet, entscheidet sich zuerst einmal für eine sehr ökologische Form des Wetterschutzes, da keine nicht-abbaubaren Chemikalien wie z.B. PFCs (Perfluorcarbone) verwendet werden und – sehr wichtig – die Beschichtung selber jederzeit und nach eigenem Ermessen durch nachwachsen erneuert werden kann.
Ist gewachste Baumwolle wasserdicht? – „Showerproof“ ist nicht „Waterproof“
Man entscheidet sich beim Waxed Cotton aber auch für einen Kompromiss zwischen Atmung, Regenschutz und Trocknungseigenschaften. Gewachste Stoffe sind nicht wasserdicht, sondern wasserabweisend. Die britischen Hersteller von Wachskleidung haben den Begriff „showerproof“ als erklärenden Gegenpol zu „waterproof“ geprägt, der die Erwartungen in Bezug auf die Dichtigkeit des Materials ganz gut auf den Punkt bringt: Je nach Materialstärke, Menge des Wachsauftrags und Alter der Wachs-Imprägnierung kann der Effekt von „fast wasserdicht“ bis „gar nicht dicht, aber immerhin schnell trocknend“ ausfallen.
Man sollte sich aber auch ehrlich fragen, wie oft man wirklich in einen richtig starken Regen gerät und wie oft die klimatischen Vorteile der gewachsten Stoffe ihre Vorteile ausspielen können. Ein toller Nebeneffekt der Wachs-Imprägnierung ist im Übrigen, dass man ganz individuell dosieren kann. Man kann z.B. bei einer Jacke das Wachs im Schulter-und Rückenbereich stärker auftragen, als in den übrigen Bereichen, um eine gute Mischung aus Regenschutz an den empfindlichen Stellen und Luftdurchlass an den weniger gefährdeten Stellen zu erreichen. Genauso bei einer Sommerhose für Draußen: Wer nur die Oberschenkel und die untere Partie nachwachst, ist recht gut gegen Taunässe und Regen geschützt, behält aber immer noch eine gute Lüftung der Beine bei. Und wenn es mal nass wird, trocknet das Material relativ schnell wieder ab.
Der Unterschied zwischen Waxed Cotton und Waxed Polycotton
Der Unterschied zwischen klassischem Waxed Cotton aus reiner Baumwolle und gewachstem Polycotton ist auch leicht erklärt: Polycotton ist ein Fasergemisch aus Polyester und Baumwolle. Besonders bei dünneren Stoffen hat das Material Vorteile in Sachen Stabilität und Langlebigkeit. Der Kunstfaser-Anteil im Stoff nimmt kein Wasser auf, aber auch kein Wachs. Dadurch sind die Stoffe leichter und wirken meist etwas trockener, sind aber halt auch nicht reine Naturfasern. Waxed Cotton aus reiner Baumwolle ist der klassische britische Regenjackenstoff. Er nimmt mehr Wachs auf, ist dadurch schwerer, aber auch sehr gut, was die wasserabweisenden Eigenschaften angeht.
Wie erneuere ich meine Wachs-Imprägnierung?
Das Nachwachsen ist keine Hexerei und kann problemlos zuhause erledigt werden. Alles, was man dazu benötigt, ist ein Wachsblock und entweder einen Fön, oder ein Dampfbügeleisen.
Das Kleidungsstück, z.B. eine Hose, legt man auf eine ebene Fläche (Tisch oder Bügelbrett) und reibt mit etwas Druck den Wachsblock über die zu imprägnierenden Flächen. Dabei darf man besonderes Augenmerk und besondere Sorgfalt auf Nähte und stark dem Regen ausgesetzte Stellen legen. Die Schulterpartie einer Jacke oder die Oberschenkel einer Hose dürfen ruhig etwas mehr Wachs erhalten, als andere Stellen. Wenn das Kleidungsstück dann richtig „versaut“ aussieht, weil alles gleichmäßig von einem weißlichen Film bedeckt ist, hat man alles richtig gemacht!
Nun wird entweder der Fön angeschmissen oder mit dem Dampfventil des Bügeleisens (am Besten ohne Berührung zum Stoff) ordentlich Wärme verteilt. Das Wachs verflüssigt sich und dringt in das Gewebe ein. Nach dem Trocknen ist der Stoff etwas dunkler als zuvor und sieht seinem Zustand beim Kauf wieder deutlich ähnlicher. Bei Bedarf kann man diese Arbeit auch noch ein, zwei mal wiederholen. Mit jedem Durchgang wird die Wachsung intensiver und der wasserabweisende Effekt stärker. Besonders vor einer Tour, bei der mit schlechtem Wetter zu rechnen ist, bietet sich diese Auffrischung an. Und wenn die Hose doch mal nass wird, weil man nicht rechtzeitig nachgewachst hat, denkt immer daran: Ist erstens nur Wasser und zweitens sind die Stoffe schnell wieder trocken.
Unser Wachs-Imprägnierungs Erklärvideo
Um das ganze Prozedere des Nachwachsens noch zu verdeutlichen, haben wir jetzt auch ein Video dazu gemacht, indem genau erklärt wird, wie man die eigenen Outdoor-Klamotten zuhause ganz einfach selber nachwachsen kann.